Förderung gesunder Verhaltensweisen bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit
Patientenversorgung durch eHealth-Lösungen optimieren
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die am häufigsten diagnostizierte Herzerkrankung, von der weltweit etwa 200 Millionen Menschen betroffen sind und die auf globaler Ebene eine der häufigsten Todesursachen darstellt. Regelmäßig Sport zu treiben, mit dem Rauchen aufzuhören und sich gesünder zu ernähren sind herausfordernde Änderungen der Lebensweise. Für KHK-Patienten sind sie jedoch entscheidend, um Schlaganfälle und Herzinfarkte zu verhindern. Wie können die Patienten also motiviert werden, neu erlernte Gewohnheiten beizubehalten, z.B. eine bessere Ernährung und regelmäßige Bewegung?
Emma Douma, Doktorandin und Forscherin im TIMELY-Projekt, hat in den letzten zwei Jahren systematisch die wirksamsten Methoden zur Verhaltensänderung bei KHK-Patienten analysiert. Zusammen mit ihren Kollegen untersucht sie, wie Patienten mit digitalen Tools wie Chatbots interagieren. Sie moderiert Arbeitsgruppen, um wertvolle Erkenntnisse über die Präferenzen der Patienten in Bezug auf eine App zur Förderung gesunder Verhaltensweisen zu gewinnen.
In diesem Interview erzählt Emma von den Herausforderungen, den wichtigsten Erkenntnissen über das Verhalten der Patienten und von ihrem Beitrag, den sie für das TIMELY-Projekt leistet. Ziel des von der EU geförderten Projekts TIMELY ist es, eine KI-gestützte digitale Plattform zu entwickeln, die KHK-Patienten besser dabei unterstützt, ein gesünderes Leben zu führen. BIOTRONIK ist einer der dreizehn Partner aus Forschung, Industrie und Klinik, die diese Initiative vorantreiben.
Was hat Sie dazu bewogen, am TIMELY-Projekt mitzuarbeiten, und welche Aspekte sind für Sie besonders spannend?
Ich war sofort von dem TIMELY-Projekt begeistert, als ich von seinem interdisziplinären Ansatz erfuhr, der Medizin, Verhaltenswissenschaften und Psychologie miteinander verbindet. TIMELY kombiniert diagnostische Informationen und medizinische Untersuchungsergebnisse mit wirksamen Strategien zur Verhaltensänderung, wobei das psychische Wohlbefinden der Patienten im Vordergrund steht. Ich bin davon überzeugt, dass dieser übergreifende Ansatz entscheidend ist, um tatsächlich eine Wirkung zu erzielen.
Ich persönlich habe mich am meisten über die Möglichkeit gefreut, mehr über Verhaltensänderungen zu erfahren und darüber, wie man effektiv mit Patienten arbeitet. Ich bin sehr daran interessiert, zu verstehen, was Menschen dazu bewegt, ihr Verhalten zu ändern, und ich setze mich dafür ein, dass jeder die Möglichkeit erhält, das eigene Leben so gut wie möglich zu gestalten. Für unsere TIMELY-Patienten bedeutet dies, dass sie sich körperlich betätigen, sich gesund ernähren, ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, Stressfaktoren reduzieren und nicht rauchen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Rahmen des TIMELY-Projekts für Sie aus?
Ein toller Aspekt der Arbeit im TIMELY-Projekt ist, dass kein Arbeitstag wie der andere ist. Gestern habe ich zum Beispiel mit mehreren Patienten gesprochen, die an einer Teilnahme interessiert sind, aber auch mit solchen, die die TIMELY-App bereits nutzen und Fragen zu den Funktionen hatten. Heute habe ich an zwei Physiotherapieterminen zur Herz-Reha teilgenommen, um die Patienten über TIMELY zu informieren und sie zur Teilnahme einzuladen. Im Anschluss daran habe ich ein Erstgespräch mit einem neuen Patienten geführt, mit dem ich die Studieninformationen besprochen und Ausgangsmessungen durchgeführt habe, einschließlich Bestimmung des Taillen- und Hüftumfangs, des Körpergewichts und einem 6-Minuten-Gehtest.
Wie können die Ergebnisse Ihrer Forschung über das TIMELY-Projekt hinaus zu eHealth und KI im Gesundheitswesen beitragen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Ergebnisse der TIMELY-Studie den großen Bereich der digitalen Gesundheitsdienste erheblich voranbringen können, da sie Aufschluss darüber geben, wie Patienten auf Übungsvorschläge und den Umgang mit Chatbots reagieren. Diese innovativen Ansätze wurden in diesem Kontext bisher noch nicht erforscht und werden unser Wissen darüber verbessern, wie Patienten besser dabei unterstützt werden können, die Verhaltensweisen, die sie während der Herz-Reha erlernen, beizubehalten.
Wenn Sie auf Ihre bisherige Zeit im TIMELY-Projekt zurückblicken, was war die wichtigste Erkenntnis, die Sie gewonnen haben?
Das Wichtigste war, dass ich verstanden habe, wie relevant es ist, die Patienten in den Mittelpunkt der Entwicklung und Bewertung von eHealth-Produkten zu stellen. Verhaltensänderungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, daher ist es wichtig, eine App so zu entwickeln, dass sie auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten eingeht.
In unseren Arbeitsgruppen haben wir wertvolle Informationen darüber gesammelt, was Patienten helfen würde, ihr Verhalten mithilfe einer App zu ändern. Während beispielsweise viele Maßnahmen zur Raucherentwöhnung auf Erinnerungsmeldungen setzen, erfuhren wir von unseren Patienten, dass Erinnerungen kontraproduktiv sein können, da sie die Aufmerksamkeit weiterhin auf das Rauchen lenken. Darüber hinaus betonten die Patienten, dass die explizite Zielsetzung in einer App zwar als vorteilhaft angesehen wird, die Ziele jedoch realistisch und erreichbar sein müssen, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Diese Erkenntnisse wären mit Fragebögen oder Nutzerdaten allein nur schwer zu gewinnen gewesen. Realistische Ziele zu setzen und kleine Erfolge zu feiern hilft den Patienten, dabeizubleiben und einen nachhaltigen Behandlungsplan zu befolgen.
Was sind die nächsten Meilensteine des TIMELY-Projekts?
Im Juni hat das TIMELY-Projekt einen wichtigen Meilenstein erreicht: Insgesamt wurden in unseren drei Studienzentren in den Niederlanden, Deutschland und Spanien 360 Patienten aufgenommen. Das Projekt soll bis März 2025 laufen. Um Patienten zu ermutigen, neue, gesündere Gewohnheiten beizubehalten, ist oft ein vielschichtiger Ansatz erforderlich.
Wir freuen uns darauf, in den kommenden Monaten weitere Erkenntnisse über das Patientenverhalten zu gewinnen und ein wertvolles, benutzerfreundliches Tool zu entwickeln, von dem sowohl Patienten als auch Ärzte profitieren werden. Mit diesem Tool soll die Behandlung der koronaren Herzkrankheit in Zukunft verbessert werden. Personalisierte Pläne, die individuelle Vorlieben und Einschränkungen berücksichtigen, können dazu beitragen, dass sich neue Routinen leichter einprägen. Die Entwicklung eines wirksamen eHealth-Tools braucht zwar Zeit, aber die Ergebnisse versprechen, die Mühe wert zu sein.
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Weitere Informationen über das Forschungsprojekt finden Sie auf der Website: www.timely-project.com
Haftungsausschluss:
TIMELY hat im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101017424 Fördermittel erhalten.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser, die Europäische Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.